Bereits elf Frauen wurden dieses Jahr von Männern in Österreich ermordet, was uns Berater der Männerberatung Mannsbilder tief betroffen macht. Gewalt an Frauen ist in vielen Fällen ein Ausdruck falsch verstandener Männlichkeit und das Resultat von Besitzanspruchsdenken und mangelnder Konfliktfähigkeit.
Vor 27 Jahren wurde die Männerberatung Mannsbilder gegründet, um gegen Gewalt in Tirol aufzutreten und gewalttätigen Männern und männlichen Jugendlichen Wege aufzuzeigen, wie sie auf Gewalt verzichten können. Neben der Zentrale in Innsbruck führen wir heute – auch dank finanzieller Unterstützung durch Bund, Land Tirol und Stadt Innsbruck – Zweigstellen in Wörgl, Landeck, Lienz und Reutte.
Doch das ist leider nicht genug. Das Angebot für Männer- und Gewaltpräventionsberatung muss gerade in Innsbruck massiv erweitert werden, da hier großer Bedarf besteht: am Standort Innsbruck ist die Nachfrage für Beratungstermine seit Jahren konstant sehr hoch und es muss mit einer durchschnittlichen Wartezeit von drei bis vier Monaten gerechnet werden, manchmal sogar noch länger!
Dieser Umstand führt dazu, dass ca. ein Drittel der Männer und männlichen Jugendlichen, die auf der Warteliste stehen, kein Beratungsangebot mehr in Anspruch nimmt, weil die Wartezeit auf einen freien Beratungsplatz zu lange war. Wir „verlieren“ aufgrund dieses Umstands ca. 70 – 80 veränderungswillige Klienten im Jahr und damit vielleicht die Möglichkeit, Gewalt verhindern zu können.
Mit zusätzlichen finanziellen Ressourcen würde eine spürbare Verbesserung für diese hilfesuchenden Burschen und Männer im Großraum Innsbruck (betrifft die Bezirke Innsbruck, Innsbruck Land, den westlichen Teil des Bezirks Schwaz und den östlichen Teil des Bezirks Imst) eintreten. Burschen und Männer in akuten Krisen und nach aktuellen Gewaltvorfällen benötigen ein höchst zeitnahes Beratungsangebot. Einerseits holen sie sich oft erst dann Hilfe, wenn „der Hut schon brennt“, andererseits ist die Bereitschaft sich zu ändern und Hilfe anzunehmen kurz nach der Gewalttat am größten. Dieser in der Fachsprache „window of opportunity“ genannte kurze Zeitraum könnte durch eine Erweiterung der Beratungsressourcen noch besser als bisher genutzt werden. Dies wäre auch ein entscheidender Beitrag zum Opferschutz in Tirol.