- die Beratungsstelle bietet kostenlose und vertrauliche Gespräche sowie Workshops für Schüler
- Land Tirol fördert Aufbau der Zweigstelle in Kitzbühel mit 30.000 Euro
- 2022 rund 5.000 Beratungen bei „Mannsbilder“ – ein Drittel davon Anti-Gewalt-Trainings
Ob zu Gewalt, einer Lebenskrise oder zum Thema Partnerschaft – der Tiroler Verein „Mannsbilder“ bietet Männern und Burschen kostenlose und vertrauliche Beratungen. Zu den bestehenden Einrichtungen in Innsbruck, Wörgl, Reutte, Landeck und Lienz kommt nun eine sechste hinzu: Die Zweigstelle im Gesundheitszentrum Kitzbühel wurde heute, Freitag, von Soziallandesrätin Eva Pawlata, dem Bürgermeister der Stadtgemeinde Kitzbühel Klaus Winkler und dem Obmann von „Mannsbilder“ Martin Christandl offiziell eröffnet. Das Land Tirol fördert den Aufbau der Beratungsstelle mit 30.000 Euro und deckt damit rund 70 Prozent der Gesamtkosten ab. Die Mittel dafür stammen aus dem Handlungsfeld Gewaltprävention des „Gleichstellungspakets 2020-2023 – Gleichstellung von Frauen und Männern in Tirol“.
„Die Zweigstelle der Männerberatung in Kitzbühel stellt eine weitere, wichtige Säule der Gewaltprävention dar: Denn TäterInnenarbeit bedeutet zugleich Opferschutz. Die Mitarbeiter von ‚Mannsbilder‘ unterstützen Männer und Burschen auf dem Weg zu einem gewaltfreien und verantwortungsvollen Leben“, betont LRin Pawlata und führt aus: „Gerade beim Thema Gewalt – sei es Gewalttätigkeit oder Gewalterfahrungen – braucht es möglichst niederschwellige Angebote. Die bereits bestehenden Beratungsstellen zeigen, dass die Männerberatung in den Bezirken sehr gut angenommen wird. Ich freue mich, dass mit der neuen Zweigstelle nun auch in Kitzbühel ein regionales Angebot geschaffen wurde.“
Das Team der Männerberatung besteht aus Psychotherapeuten, Psychologen, Theologen, Juristen und Sozialarbeitern. Neben der Einzel- und Gruppenberatung von Männern und Burschen ab zwölf Jahren bieten die Beratungsstellen auch bezirksweite Schulworkshops für männliche Jugendliche an. Im vergangenen Jahr wurden bei „Mannsbilder“ insgesamt über 5.000 Beratungsgespräche durchgeführt – das sind rund 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund ein Drittel der Beratungen bestand aus Anti-Gewalt-Trainings.
Standort Gesundheitszentrum Kitzbühel
Untergebracht ist die neue Zweigstelle der „Männerberatung“ im Gesundheitszentrum Kitzbühel. Die Räumlichkeiten stellt der Sozial- und Gesundheitssprengel Kitzbühel, Aurach und Jochberg zur Verfügung. „Die Männerberatung ist eine wichtige Ergänzung für das Beratungsangebot in unserer Stadt. Im Gesundheitszentrum befindet sich auch der Sozial- und Gesundheitssprengel Kitzbühel mit dem Eltern-Kind-Zentrum, einer Familienberatungsstelle mit Rechtsberatung und einer Kinderkrippe“, sagt Bgm Klaus Winkler.
Aktuell ist die Zweigstelle in Kitzbühel dienstags alle zwei Wochen geöffnet. Zwei Berater können im Monat bis zu 18 Beratungsstunden anbieten. „Der Plan ist, die Zweigstelle in naher Zukunft, so wie es auch bei den anderen fünf Beratungsstellen der Fall ist, mit drei Mitarbeitern zu besetzen und damit wöchentlich zu öffnen“, führt Obmann Martin Christandl aus.
„Gewalt als Entscheidung“
„Bei ‚Mannsbilder‘ arbeiten wir nach dem Motto ‚offen, ehrlich und von Mann zu Mann‘. Wir bieten Beratungen bei Schwierigkeiten in allen Lebenssituationen an. Das Thema Gewalt wird dabei in jedem Beratungsprozess aktiv angesprochen. Wir sind nämlich davon überzeugt, dass Gewalt eine Entscheidung ist. Unsere Mitarbeiter bieten professionelle Unterstützung, damit sich die Klienten gegen dieses Handeln entscheiden und suchen mit den Klienten alternative Möglichkeiten der Konfliktbewältigung“, berichtet Christandl.
Den Weg in die Männerberatung finden die Klienten entweder aus eigener Motivation oder über behördliche Auflagen und gerichtliche Zuweisungen. Im Jahr 2022 verzeichneten die Beratungsstellen der „Männerberatung“ insgesamt rund 800 Klienten. Knapp 20 Prozent davon absolvierten ein verpflichtendes Anti-Gewalt-Training. „Wir möchten zu einem ‚vielseitigem Mannsein‘ ermutigen, das gewaltfrei und solidarisch mit allen Geschlechtern ist“, sagt Christandl und appelliert an Männer und Burschen, sich insbesondere bei Gewalttätigkeit zeitnahe an die Männerberatung zu wenden.
Anti-Gewalt-Trainings und Sensibilisierungs-Workshops
Die Themen, welche in der Männerberatung behandelt werden, umfassen Gewalttätigkeit, Gewalterfahrungen, Überforderung und Kontaktschwierigkeiten, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, in der Erziehung oder in der Partnerschaft sowie Fragen zu Eherecht, Obsorge, Kontaktrecht und Unterhalt, Sexualität, Homosexualität und Coming-Out oder Herausforderungen in der Schule. Mit gewalttätigen Männern und Burschen führen die Mitarbeiter von „Mannsbilder“ spezielle Anti-Gewalt-Trainings durch, die laufend weiterentwickelt werden. Während in den Einzelberatungen individuelle Sorgen, Ängste und Verunsicherungen besprochen werden können, dienen die Gruppenberatungen insbesondere der Vertiefung von Themen aus den Einzelberatungen. In den Schulworkshops geht es vorrangig um Gewaltprävention und Gewaltformen, Ehrkulturen, die Gleichstellung von Mann und Frau sowie die Auseinandersetzung mit traditionellen Männlichkeitsbildern. Das Ziel der Workshops, die sich an Klassen ab der siebten Schulstufe richten, ist eine Sensibilisierung der Burschen im Hinblick auf die eigene Geschlechterrolle.